29. Januar 2017 - Bodensee-Exkursion

Am 29. Januar 2016 stand wieder eine Winterexkursion an den Bodensee zur Wasservogelbeobachtung des NABU Kreisverbandes Zollernalb auf dem Programm. Bei sonnigen Himmel, aber noch kalten Frühtemperaturen machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Umso erfreuter waren wir, dass sich an diesem Tag ein Wetterwechsel ankündigte und später am Tag neben dem sonnigen Wetter auch noch angenehme Temperaturen herrschten.

 

Foto: Klaus Gollmer
Dichtes Gedränge auf dem Landungssteg

Wir, das waren elf NABU Mitglieder aus Haigerloch, Hechingen, und Balingen. Nachdem wir kurz nach 9:30 Uhr im Zollernalbkreis losgefahren waren, erreichten wir vor elf Uhr den ersten Beobachtungspunkt des Tages, den Jachthafen Moos bei Radolfzell im Landkreis Konstanz.

 

Diese kleine Hafenanlage liegt neben ausgedehnten Schilfflächen, Flachwasserzonen sowie der Mündung der Radolfzeller Ach und ist somit ein ausgezeichnetes Rast- und Überwinterungslebensraum für eine Vielzahl an Vogelarten. Da in den Wochen vor der Exkursion konstant kaltes Winterwetter geherrscht hatte, waren das Hafen­becken sowie Teile der Buch in diesem Jahr mit einer dicken Eisschicht bedeckt, so dass sich die Vögel auf die verbliebenen eisfreien Flächen konzentrierten.

 

Foto: Dirk Mezger
Diese Wasserralle sucht in geringer Entfernung zu den Beobachtern
Foto: Dirk Mezger
direkt am Schilfrand nach Nahrung - Muscheln inklusive.

Noch bevor wir das Hafenbecken mit Blick auf die Bucht erreichten, wurde einer interessantesten Vögel des Tages entdeckt: eine Wasserralle, welche in einem trocken gefallenen Kanal direkt neben einem Fußweg nach Nahrung suchte. Dadurch ergaben sich traumhafte Beobachtungsbedingungen für diese ansonsten scheue und heimliche Vogelart. Diese Wasserralle ließ sich weder dadurch stören, dass sie allein an diesem Tag hunderte Male von einer Vielzahl von Naturbeobachtern fotografiert wurde, noch dass unzählige Spaziergänger auf dem Weg nur wenige Meter an ihr vorbei gingen.

 

Foto: Hans Hermann
Wasserralle

Auch wenn die absolute Anzahl an Vögel geringer war als in vergangenen Jahren, als der Jachthafen und die Bucht eisfrei waren ist, konnten wir eine Reihe von interessanten Arten beobachten. Neben Arten wie Löffelente, Grau- und Rostgans konnten wir auch zwei Blässgänse entdecken. Diese im nördlichen Teil von Mitteleuropa in großer Zahl überwinternde Gänseart kann am Bodensee immer nur unregelmäßig und in Einzelexemplaren beobachten werden. Ein weiterer Höhepunkt war für uns die Beobachtung einer fliegenden Großen Rohrdommel, welche zweimal in relativ geringer Entfernung über die Schilfflächen flog.

 

Foto: Hans Hermann
Saatkrähe - weit weg, aber mit typischer Haltung

Nachdem sich auch die letzten Fotografen unter uns von der Wasserralle losreißen konnten, gingen wir über Mittag in ein nahe gelegenes Restaurant. Nach einem leckeren Mittagessen brachen wir am frühen Nachmittag dann zu weiteren Beobachtungsplätzen auf. Die ursprüngliche Planung sah vor, am Beobachtungsturm bei der Ruine Schopflen am Damm zur Insel Reichenau die Wasservögel in der Hegne-Bucht sowie dem Ermatinger Becken zu beobachten. Jedoch waren diese Wasserflächen nahezu komplett zugefroren und es befanden sich hunderte Ausflugsgäste auf der Eisfläche, so dass dort an Vogelbeobachtungen nicht zu denken war.

 

Daher fuhren wir weiter nach Triboltingen auf der Schweizer Seite des Bodensees, um vom dortigen Strandbad einen Blick auf den noch eisfreien Stellen am Seerhein zu werfen. Als wir dort ankamen, waren wir vom niedrigen Wasserstand des Bodensees überrascht. Wo in den Jahren zuvor die Flachwasserzone lag, erwartete uns eine hunderte Meter breite Fläche Schlick- und Kiesfläche bis zum Beginn der Wasserlinie.

 

Foto: Dirk Mezger
Trocken gefallener Grund im Strandbad Triboltingen
Foto: Hans Hermann
Flugschau der Singschwäne
Foto: Klaus Gollmer
Beobachter an der Wasserlinie aufgereiht
Foto: Dirk Mezger
Singschwäne - noch näher

Foto: Hans Hermann
Junge Wildsau - kaum zu erkennen aber als Beleg geeignet

Einigen Besuchern blieb auch eine Säugetierbeobachtung ganz besonders in Erinnerung: Am gegenüberliegenden Ufer zeigte sich für einige Minuten ein Wildschwein am offenen Seeufer und erlaubte ungewohnte Blicke auf diese zwar häufige, aber sehr heimlich lebende Huftierart.

 

Eine weitere Besonderheit war die Beobachtung einer Rohrweihe, die nach Auskunft eines Ortskundigen nun schon im dritten Jahr nacheinander hier überwintert. Diese Rohrweihe sowie ein Rotmilan verbreiten etwas Unruhe unter den rastenden Entenvögeln, obwohl beide Greifvogelarten keine aktiven Vogeljäger sind.

Foto: Dirk Mezger
Haubentaucher im Schlichtkleid
Foto: Hans Hermann
Spießenten en masse

Gegen 16 Uhr machten wir uns wieder auf den Rückweg und nahmen Abschied vom winterlichen Bodensee. Auf dem Parkplatz warfen wir noch einen Blick auf die Artenliste des Tages: 45 beobachtete Arten! So machten wir uns zufrieden auf die Rückfahrt und kamen kurz vor 18 Uhr wieder in Zollernalbkreis an. Damit war ein sehr schöner Beobachtungstag mit vielen ornithologischen Höhepunkten und besten Beobachtungswetter zu Ende.

 

Bericht: Dirk Mezger                                                                                       Fotos: Klaus Gollmer, Hans Hermann und Dirk Mezger